Könnte es sein, dass wir diese und die nächste Gesellschaft nicht aus ihrem offensiven, sondern aus ihrem primär defensiven Weltverhältnis heraus bestimmen müssten? Dass nicht Selbstentfaltung, sondern Anpassung, nicht Progression, sondern Selbsterhaltung ihr eigentliches Leitmotiv bilden?
Philipp Staab
english version below
Dickes Fell & faule Haut - Rechercheprojekt über menschlichen Winterschlaf
Aus einer Theaterproduktion besitze ich Siebenschläfer,- Hamster,- Murmeltier- und Igelkostüme. Alles Tiere, die Winterschlaf halten und ein dickes Fell besitzen. Eigenschaften, die dem Menschen im Laufe seiner Entwicklung abhanden gekommen sind, ihm aber im Zuge des Klimawandels wieder gut stehen würden. Schließlich sinkt der eigene Energieverbrauch sowohl durch den Winterschlaf als auch durch ein dickes Fell enorm. Wie umständlich, dass wir uns immer erst eine Behausung bauen müssen, ehe wir irgendwo schlafen können. Wie unangemessen in den dunklen, kalten Wintermonaten genauso fleißig weiter zu arbeiten, ständig die Lampen leuchten zu lassen und viel zu futtern, um den gestiegenen Energiebedarf durch Kälte wett zu machen.
Schon immer war ich neidisch auf die Schildkröte eines Freundes, die sich bei den ersten kalten Nächten des Winters in einen gemütlichen Maispantoffel in der Speisekammer zurückzog und nicht mehr herauskam bis es Frühling wurde.
Dickes Fell & faule Haut ist eine Übung in radikaler Passivität (Kathrin Busch) bei der am eigenen Leib untersucht wird, wie es sich mit einem dicken Fell lebt, wie ich durch ein warmes Fell weniger friere und so evtl. entspannter durch den Winter komme. Wie von außen an mich herangetragene Erwartungen sanft in meinem Fell versacken und mich nicht tangieren.
Gerade als Künstlerin ist man immer wieder mit dem schlechten Ruf der Anpassung konfrontiert, geht es doch in der Kunstwelt meistens darum, sich hervor zu tun, Welten zu erschaffen und besonders zu sein.
Was aber, wenn es viel zukünftiger und angemessener ist, sich im Sinne der Bewohnbarkeit unseres Planeten (Bruno Latour), damit zu befassen, unter welchen Bedingungen wir – im Anbetracht des menschengemachten Klimawandels - weiter existieren können und sich genau diesen Bedingungen anzupassen?
Bei meinen Selbstversuchen in verschiedenen Habitaten und unterschiedlichen sozialen Konstelleationen sind dokumentarische Videos von einem angepassten Leben entstanden, von denen man hier eine Auswahl sehen kann.
Texte über Dickes Fell & faule Haut
(links öffnen sich durch Anklicken des Titels)
faules Tagebuch von Jelka Plate
radikale Umkehrungen von Anna Lena Wenzel
Gespräch über menschlichen Winterschlaf mit Dorothea Reinicke und Christoph Behnke
Text über menschlichen Winterschlaf von the (G)hosts
Jelka Plate
Winter 2023/24
Gefördert vom Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von NEUSTART KULTUR
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Dickes Fell & faule Haut
Habitat: Berlin-Neukölln
Performance und Video: Jelka Plate
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Dickes Fell & faule Haut
Habitat: Berlin-Neukölln
Performance und Video: Jelka Plate
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Dickes Fell & faule Haut
Habitat: Berlin-Neukölln
Performance und Video: Jelka Plate
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Dickes Fell & faule Haut
Habitat: Dithmarschen-Oesterfeld04
Performance und Video: Jelka Plate
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Dickes Fell & faule Haut
Habitat: Dithmarschen-Oesterfeld04
Performance und Video: Jelka Plate
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Dickes Fell & faule Haut
Habitat: Dithmarschen-Oesterfeld04
Performance und Video: Jelka Plate
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Dickes Fell & faule Haut - sozialer Winterschlaf
Habitat: Theater Thikwa
Performance: Rudina Bejtuli und Jelka Plate
Video: Jelka Plate
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Dickes Fell & faule Haut sozialer Winterschlaf
Habitat: Theater Thikwa
Performance: Jasmin Lutze und Jelka Plate
Video: Jelka Plate
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Dickes Fell & faule Haut - sozialer Winterschlaf
Habitat: Theater Thikwa
Performance: Hannah Grzimek und Jelka Plate
Video: Jelka Plate
Jelka Plate - Faules Tagebuch
Berlin - Neukölln
27.12.2023
Mit Sonnenuntergang um 16.00 stelle ich das Handy auf Flugmodus, streife mir das Siebenschläferfell über und mache das Licht aus.
Ich liege auf dem Sofa und schlafe mit offenen Augen.
Wie hell die Dunkelheit mit der Zeit wird.
Wie viel es Draussen am Himmel zu sehen gibt, wenn das Drinnen nicht hell erleuchtet ist.
Wolken ziehen, die Pappel, das große Gegenüber, wiegt sich im Wind.
Es dämmert mir, dass ich in der Dunkelheit baden kann wie im Sonnenlicht.
Die Abwesenheit von Licht ist auch meine Abwesenheit für da draußen.
Das Fell ist mein Versteck.
Im Twilight hebe ich meinen Arm und überrasche mich selbst mit meiner Zotteligkeit, die eins wird mit der Struppigkeit der kahlen Pappel, die sich in den stadthelldunklen Nachthimmel reckt.
Atem und Fell sind eins.
Von Müdigkeit keine Spur.
28.12.
Langsam wird mir klar, in was für ein krasses Paradox ich mich mit dieser Winterschlaf Idee begebe. Ich kann natürlich gar nicht so viel schlafen, wie ich müsste, um von Winterschlaf sprechen zu können. Aber ich behaupte ja nicht „Ich bin Igel“ oder „Ich bin Siebenschläfer“. Ich nehme mir die beiden zum Vorbild, um zu sehen, wer ich darin werden kann, welche Möglichkeiten mir ein dickes Fell bietet.
Mit offenen Augen schlafen geht sehr sehr gut.
29.12.
Der Rücken und die Hüfte tun schon weh vom vielen Liegen, ehrlich gesagt.
Und ich kriege Hunger und ich muss auf´s Klo.
Das muss ein sehr undogmatischer Winterschlaf werden.
Aber es ging ja auch um ein dickes Fell und eine faule Haut.
Die Heizung bleibt schon mal aus.
Das Licht bleibt schon mal aus.
Die Erfüllung von Erwartungen bleibt aus.
Das Ausgehen bleibt aus.
Das Handy bleibt aus. Die Nachrichten bleiben aus. Darf ich das ?
30.12.
Ich schalte das Radio beim Frühstücken ein und höre Nachrichten,
schließlich hungere ich ja auch nicht, nur weil ich ein Igelkostüm anhabe.
Auch der Igel unterbricht von Zeit zu Zeit seinen Winterschlaf, futtert etwas, geht auf´s Klo und wechselt mal sein Habitat.
1.1.
Als ich heute morgen aufwache und mich frage, ob ich jetzt doch mal die Heizung anstelle oder mir stattdessen wieder das Fell überwerfe, ziehe ich mir die kuschelige Kaschmirjacke über und verkrieche mich nochmal unter der dicken Daunendecke. Denke, was ich schon öfter dachte: Warum eigentlich ein Tierkostüm aus Polyesterfell anziehen, wenn es in einem Wollpulli unter einer dicken Decke mindestens so warm und gemütlich ist? Für heute verschwinde ich unter der weißen Decke wie unter Schnee und denke: Ich bin mir selbst schon Tier genug.
2.1.
Ich frage mich, ob Igel eine Vorfreude auf den Winterschlaf empfinden oder ob es eher nervt oder ganz anders – der Winterschlaf gehört schlicht und ergreifend zur Conditio Igel, weil der sonst am Ende des Winters einfach mausetot ist.
3.1.
Wie ich es liebe, den Flugmodus einzuschalten und nicht erreichbar zu sein.
4.1.
Heute morgen habe ich einen Artikel i.d. NZZ über medizinische Forschung und Winterschlaf gelesen. Winterschlaf ist ein hochkomplexer Vorgang, nix, was man einfach mal so machen kann:
„Winterschläfer reduzieren ihren Energieverbrauch um mehr als 90 Prozent. Das Herz eines Murmeltiers schlägt im Winter statt der im Sommer normalen 200 Mal nur noch knapp 5 Mal pro Minute. Erstaunlicherweise überleben auch sensible Gewebe wie Herz und Hirn dieses Herunterfahren des Organismus, ohne Schaden zu nehmen (...) Dabei kann die Ruhephase extrem lang sein: Freilebende Siebenschläfer können über 11 Monate im Schlaf verbringen.(...) Mehr als 900 verschiedene Gene, die bei aktiven Bären schlummern, werden in der Winterruhe im Fettgewebe aktiv. (…) Vieles ist noch nicht verstanden: Dass praktisch alle Tiere den Winterschlaf überleben, grenzt an ein Wunder. Ein Rätsel ist zum Beispiel, wie die Tiere es schaffen, dass ihre Muskeln nicht schrumpfen.“
Was mich an dem Rest des Artikels wahnsinnig ärgert - dass es darin eigentlich die ganze Zeit um Optimierung und Unsterblichkeit geht. Die Forschung versucht sich den Winterschlaf zu Nutze zu machen, statt sich im Winterschlaf mit der eigenen Vergänglichkeit und Bedingtheit anzufreunden.
Ich esse oft nur noch zweimal statt dreimal am Tag.
Das Fell ist ein Umweg zu mir als Tier.
Zwischendurch gehe ich spazieren (nicht im Fell).
5.1.
Ich mag es sehr, Bilder von meinem Winterschlaf zu produzieren und ich mag es auch, sie an Freund*innen zu verschicken, wenn ich zwischendurch den Flugmodus verlasse.
Ich mag den wohlwollenden Neid meiner Freund*innen und Kolleg*innen auf mein dickes Fell und den angekündigten Winterschlaf.
Ich mag es schreiben zu können „Ich tauche jetzt mal ab für´s Nächste“.
Ich deklariere mich innerlich als Passivistin.
Wie lächerlich das natürlich auch ist: Das zu machen, was für 99% der Lebewesen auf diesem Planeten Status Quo ist – nach dem Prinzip der Suffizienz zu leben - und sich darauf jetzt unheimlich was einbilden.
6.1.
Das von mir selbst auf mich gerichtete innere Auge oder das Auge der Kamera, das den öffentlichen Blick verkörpert, macht erst den Winterschlaf zum passiven Widerstand. Das Setting „laufende Kamera plus Mensch im dicken Fell am Montag morgen auf dem Sofa“ transformiert die faule Haut in eine Haut, die sich nicht zu Markte trägt.
Die vor´s Gesicht gehaltenen Pfoten sagen in Kindersprache: Ich bin nicht da.
Wie die Zeit sich dehnt in der Dunkelheit und im Nichtstun.
Der Igel muss Gymnastik machen. An Schlaf ist nicht zu denken.
9.1.
Von wegen: Die Erwartungen versacken sanft im dicken Fell. Von Innen an mich herangetragene Erwartungen: Erkenntnisfeuerwerke am laufenden Band. Coole Bilder. Vergiss es!
Was stellen sich „die Leute“ vor, wenn ich sage: „Ich mache Winterschlaf“?
Was kann ein menschlicher Winerschlaf sein?
15.1.
Nach einigen Tagen des Überdrusses ziehe ich mir heute wieder den Igel über und freue mich über die darin enthaltene Rückzugsmöglichkeit.
Es gab jetzt einige Tage an denen ich zwar im Bett verkrochen und ohne Licht lag, aber es fühlte sich zunehmend deprimiert an – lag es daran, dass ich kein Fell anhatte? Oder auch daran, dass ich mich nicht filmte? Ohne das innere öffentliche Auge, ohne den doch immer wieder belustigenden Anblick meiner selbst - der fellige Horizont, wenn ich an mir herunter oder am Fell vorbei aus dem Fenster schaue. Ohne das fühlt es sich an wie den Kopf in den Sand stecken. Schließlich passiert gerade so viel. Gestern war ich auf einer Anti-AfD Demo.
Wann wirkt Winterschlaf wie Ignoranz? Es sollte doch eine wache Reaktion auf den Zustand des Planeten sein.
Zwischendurch die Frage, ob ich schon im winterschlafen öffentlich sein sollte, also z.b. schlafen in einer Shopping-Mall, in einem Co-Working Space oder Kolleg*innen zum Winterschlaf einladen.
Murmeltiere machen sozialen Winterschlaf. Das wäre natürlich wahnsinnig schön, hier jetzt mit zwanzig anderen dicken Fellen zu liegen und sich gegenseitig zu wärmen und nicht immer so komisch zu sagen: „ Ja,mhh, ich bin jetzt nur so manchmal erreichbar, weil ich ja diesen Winterschlaf mache“, sondern wenn es so eine Gemeinschaftssache wäre, das würde die gesamte Situation natürlich noch mehr entspannen. Jetzt schreibe ich hier wieder rum, weil ich denke, dass ich diesem vollfinanzierten Winterschlaf mit einem tollen Output Rechnung tragen muss.
Ich muss davon weg zu denken, dass es eine Lösung gibt.
Human Hibernation wäre vielleicht so etwas wie eine ausgedehnte Siesta.
Einfach mal zugeben – es ist zu kalt und zu dunkel. Winterruhe als Einübung in private Suffizienz. Und dabei ein gemütliches Leben haben, ohne Verzichthorror.
16.1.
Alles was ich jetzt gerade nicht mache ist ein Unterlassen das in unserer völlig überhitzten Leistungs- und Produktionszwangsgesellschaft vielleicht einen Wert hat. Ich entscheide mich dafür etwas nicht zu tun. Das ist eine Form von Freiheit, die ich wahrnehmbar machen möchte.
Mit verschlossenen Augen zeigt sich jemand, die sich im Fell zum Verschwinden bringt und zu einer anderen wird. Transformationsmöglichkeit. Das Gegenteil von Starre und Verzicht, Öffnung hin auf andere Möglichkeiten des In-der-Welt-Seins. Das geschlossene Auge zeigt an, dass etwas angehalten ist und das eigene Leben in Frage steht.
Mit dem Licht verfahre ich nach wie vor so, dass ich es sehr sparsam verwende. Ich mache es an, wenn ich es brauche und mache es aus, wenn ich denke, dass es ohne Licht etwas zu sehen gibt, zum Beispiel die Entwicklung der Dämmerung. Sobald ich hier drinnen das Licht anmache sieht es draußen ja noch finsterer aus.
Dem täglich weltweit wachsenden Regime der Stärke und Maskulinität ein Reich der Verletzlichkeit entgegen schlafen lassen, vielleicht.
Einen Abend habe ich nochmal unter dem Schreibtisch wintergeschlafen. Das ist ein doppeltes Versteck, der Tisch als Höhle, aber auch: sich der auf dem Tisch wartenden Arbeit zu verweigern.
Dithmarschen – Oesterfeld 04
22.1.
Ich breche mit meinem Fell im Rucksack und Essensvorräten für die nächste Woche aus Hamburg nach Dithmarschen auf. Auf der Zugfahrt der Übergang aus einer Stadtlandschaft in eine Energielandschaft: überall Windräder und Felder auf denen Sonnenkollektoren wachsen. Riesige Stromleitungen.
Es regnet in Strömen und ich denke: so wird mir das Verschwinden leicht gemacht.
D. empfängt mich am Bahnhof und wir fahren die restliche Strecke mit dem Auto nach Oesterfeld. Die Sonne kommt raus und scheint ganz hell in den wilden Garten der von riesigen Feldern umgeben ist.
Ich zeige D&C Videos vom urbanen Winterschlaf und erzähle, was ich bisher in Sachen „Dickes Fell & faule Haut“ erlebt habe. C sieht in meinem Verschwinden, etwas subversives, weil ich mich allen sozialen Verpflichtungen entziehe und damit auch dem Zeitregime der Moderne. Er erwähnt Marxens Beschreibungungen der Einpeitschungen von Pünktlichkeit in die Körper der Arbeiter*innen zur Zeit der Industrialisierung.
Die beiden erzählen von einer Freundin, die auf meine Schlafpläne bei Ihnen mit viel Abwehr reagiert hat. Sie findet ich könne doch einfach privat ins Kloster gehen oder fasten oder wenn dann soll ich das wenigstens konsequent und für drei Monate und nicht nur für ein paar Tage machen, sonst wäre das keine Kunst.
Konsequenz – taucht ja auch bei mir immer wieder als Frage auf: Hat Kunst bedingungslos eine größere Qualität wenn man sie konsequent macht? Ich glaube nicht. Ich glaube, sie sieht dann einfach eher nach Arbeit und Disziplin aus. Mich interessieren Prozesse und offene Fragen und nicht, ob ich etwas schaffe, was ich mir vorgenommen habe.
Mit Einbruch der Dämmerung mahnt D, dass es Zeit wird für den Winterschlaf.
Wir gehen gemeinsam aufgeregt unters Dach und beim Raufsteigen der steilen Treppe sage ich: „Ich weiß nicht genau, wann wir uns wiedersehen, aber wenn mir die Decke auf den Kopf fällt, komme ich zu euch.“ C entgegnet, dass ich immer willkommen bin. Wir umarmen uns als würde ich eine große Reise antreten, lachen und ich bedanke mich, dass sie mich als Igel aufnehmen.
Als ich die Tür schließe und mir das Fell überstreife überkommt mich eine riesige Freude darüber, dass die beiden mir meinen Schlaf abnehmen. Mit ihnen im Haus und ihrem bezeugten mich gewähren lassen ist es fast schon ein sozialer Winterschlaf.
Ich staune wie hell der Himmel auch hier auf dem Land ist. Der Mond scheint und die Bäume vor den Fenstern werden heftig vom Wind hin- und her getrieben.
Ich schicke ein felliges Foto an ein paar Freund*innen mit dem Kommentar „Angekommen“.
Dann stelle ich das Handy aus. Dann die Heizung. Dann das Licht.
Irgendwann schlafe ich im Fell auf dem Bett ein.
23.1.
Ich wache auf, mache mir einen Kaffee, freue mich über so viel Ausblick und so viel Zeit.
Schon bald liege ich eingeigelt in einem der bodentiefen Fenster und blicke in den Garten. Draussen tobt ein Sturm.
Ich schicke D&C ein Foto von mir und gebe Bescheid, dass der Igel sich bei ihnen sehr sehr sehr wohl fühlt.
Um zwei esse ich eine Möhre.
Ich liege auf dem Bett. Ich liege im dicken Ledersessel. Ich liege an dem kleinen Fenster vor dem das Schilf schwankt. Ich liege im Fenster und staune in den Himmel.
Um 4 esse ich ein paar Nudeln.
Ich hab noch alles so an wie ich es gestern nachmittag angezogen habe:
Über dem dünnen, löcherigen Kaschmirpulli die dicke, kuschelige Kaschmirjacke, die flauschige Schlafanzughose, die warmen Kniestrümpfe, die Fellpuschen und darüber der Igel. Manchmal mit Schal, manchmal ohne Fellmütze, je nachdem wie warm oder kalt mir gerade ist.
Wenn ich mir einen Tee koche mache ich kurz das Licht an und genieße das aufrechte Herumlaufen in der Dachstube.
Abends rufe ich nochmal E an um mich quasi offiziell zu verabschieden. Die Vereinbarung ist, dass die nächsten Tage nicht von mir erwartet wird, dass ich anrufe, es ist aber immer willkommen wenn ich es tue. Meine großzügige Umgebung!
Vor dem Einschlafen schreibe ich D eine SMS um ihr zu sagen, dass ich mich im Haus so gut aufgehoben fühle, dass sie ruhig über Nacht nach Hamburg fahren können. Ich komme mir ein bisschen albern vor, nicht zu ihnen runter zu gehen, aber ich käme mir auch albern vor im Fell vor ihnen zu stehen und ich bin zu faul es dafür auszuziehen. Und ich fühle mich ein bisschen wie ein bockiges, schüchternes Kind, das sich nicht aus seinem Versteck traut.
Die beiden hatten zu Beginn unserer Gespräche über den Winterschlaf bei ihnen gefragt, ob ich lieber alleine oder mit ihnen in dem riesigen Landhaus sein möchte und nachdem C beschrieb wie der Wind oft am Haus rüttelt und das Wetter unheimlich werden kann, hatte ich zugestimmt, dass es schön wäre von ihnen beherbergt zu werden.
Irgendwann geht erst D, dann C durch den Garten als ich gerade eingeigelt im Fenster liege und ich denke: Tiere beobachten Menschen.
Es ist schön zu hören, wenn sie die knarrende Treppe rauf und runter gehen und mir vorzustellen, was sie gerade tun und wie sie sich auf ihre große Reise vorbereiten, während ich eine Reise im großen Zimmer mache.
Jemand Unbekanntes hat mich angerufen während ich im Flugmodus war. Ich schreibe eine SMS: „Hello - wer ist da? Ich bin gerade unterwegs und schlecht erreichbar.“
Der Sturm wird immer stärker, ein untergründiges Rumoren geht ums Haus herum.
Mir ist kalt und ich drehe die Heizung ein bisschen auf und denke, dass ich heute einfach im Bett bleibe. Mache mir einen Kaffee, lege mich in das kleine runde Fenster, sehe dem Schilf bei seinen Verrenkungen im Wind zu, friere und hab im Nu doch wieder das dicke Fell an und drehe die Heizung wieder ab.
Draußen herrscht eine unglaubliche Unruhe in den windgebeutelten Bäumen.
Ich trinke Tee, mache mir eine Wärmflasche, schreibe.
Liege im kleinen runden Fenster, liege im bodentiefen Fenster, liege im Bett.
Mache ich Videos von mir, die mich schlafend zeigen, ist das immer zugleich eine Unterbrechung des Winterschlafs und eine Konzentration auf das, worum es hier geht. Das bleibt komplett widersprüchlich. Ich liebe es, vor der Kamera nichts zu tun, denke aber immer irgendwann, dass ich jetzt die Kamera ausmachen muss, weil das so viel Speicherplatz verbraucht und sich das eh niemand so lange anschauen will, liege aber gerade so schön da. Stehe auf, mache die Kamera aus, sehe das Video, sehe, dass die Einstellung nicht gut war, bin genervt, dass ich nochmal von vorne anfangen muss. Und wenn ich nur so herumliege ohne zu filmen, denke ich: das wäre jetzt das perfekte Bild.
Die Dämmerung ruft mich ans Fenster, ich liege da und sehe den Mond um die Ecke kommen und sich in den Ästen der Bäume verfangen.
25.1.
Ich würde so gerne mehr schlafen können. Igel hilf!
Stattdessen liege ich um 6.00 hellwach im Bett und denke, dass es mir jetzt reicht und ich heute alles abbreche. Ich friere. Immer kurz vor dem Sonnenaufgang und kurz nach Sonnenuntergang ist es am kältesten.
Der Sturm hat sich gelegt. Jetzt merke ich erst wie krass das permanente Geräusch des Windes wirklich war. Und weil ich schon wach bin kriege ich den Sonnenaufgang mit und sehe einen Hasen durch den Garten hoppeln und jetzt wo der Wind nicht mehr alles übertönt, höre ich zum ersten Mal die LKWs und Pendler auf der Landstrasse. Ich gucke über die Felder und frage mich wo sich wohl Igel und Siebenschläfer versteckt haben – ob es da draußen ausreichend Schutz in wilden Hecken und hohlen Baumstümpfen für sie gibt.
Die Videos vom Schlaf in der Dämmerung sind von ganz räudiger Qualität, erfassen aber den schönen Moment wo der Mond um die Ecke kommt und sich in den Zweigen verfängt. Frage mich, ob ich mir, um „gute“ Bilder von meinem Verschwinden produzieren (sic!) zu können, eine bessere Kamera zulegen muss? Ich will es so beiläufig wie möglich halten mit der Bild-Produktion und will mich nicht den Qualitätsstandards unterwerfen müssen, nur weil Apple & Co ständig neue noch bessere Smartphones auf den Markt werfen. Also was ist da jetzt wieder konsequent? Zeige ich einfach Videos mit schwirrenden Partikeln und tanzenden Pixeln, weil eh alles aus Atomen besteht und in Bewegung ist?!
Ich stehe auf, um auf´s Klo zu gehen und weil mir danach kalt ist, habe ich jetzt schon wieder das dicke Fell an und breche wohl nichts ab, sondern definiere wieder um und um und um was Winterschlaf heissen kann.
Immer wieder taucht in meinen Gedanken der abfällig gebrauchte Begriff „vor sich hin vegetieren“ auf – denn das tue ich ja mit dem Winterschlaf.
Beim Sortieren der Videos fällt mir auf: in Oesterfeld bin ich in den Kameraeinstellungen kopflos geworden, ein atmender Fellhaufen. Das zukünftige Publikum schaut über meine fellige Schulter zum Fenster hinaus in den wilden Garten und die dahinter liegenden Felder.
Kopflosigkeit ist vielleicht auch ein Unterschied zum Kloster und zum Fasten: Es geht in meinem Winterschlaf nicht um die Überwindung körperlicher Bedürfnisse sondern im Gegenteil darum, ihnen eine ebenbürtige Schlauheit zuzurechnen. Ich schreibe und denke in einem Moment das eine und Igel macht dann schon was anderes, weil durstig, weil hungrig, weil kalt, weil müde.
Der Igel fastet nicht, der Igel legt sich im Inneren eine Speisekammer an aus der er sich was holt, um nicht raus in die Kälte zu müssen.
Ich versuche nochmal tagsüber lange mit geschlossenen Augen den Schlaf zu mimen, der nicht zu mir kommen will. Eine Weile lang ist das sehr schön, einfach da zu liegen, das Fell atmet, ich bin das Tier das herumliegt und nichts zu tun hat. Nach einiger Zeit allerdings tut der Kopf weh und es stellt sich viel mehr Grübelei ein als wenn ich mich mit den Augen in den Zweigen wandernd vor dem Fenster verliere.
Durch die Vereinbarung mit D&C, dass ich die nächsten Tage nicht auftauche, ist es so viel leichter zu verschwinden. Komplizenschaft.
Abends schlage ich zum ersten Mal eines der hier herumliegenden Bücher auf und lese auf den ersten Seiten:
Der Schlüssel liegt darin (… ) zu bemerken, dass man von früh bis spät das tut, was einem gesagt wird, und sogar wenn man ins Bett geht, gehorcht man noch, denn man schläft unter der Woche sieben oder acht Stunden und am Wochenende zehn oder zwölf, und man schläft am Stück, ohne sich Nachtwachen zu erlauben, und man schläft, ohne sich ein Mittagsschläfchen zu erlauben, und nicht die vorgegebenen Stunden zu schlafen wird als Störung angesehen, das ist dann Schlaflosigkeit, Narkolepsie, Faulheit, Depression, Stress. (Leichte Sprache von Cristina Morales )
26.1.
Heute möchte ich nach vier Tagen das Zimmer verlassen und runter zu D&C gehen, um zu hören was sie in den vergangenen Tagen erlebt haben. Ich kreise noch ein paar Runden im Zimmer und bin ein bisschen aufgeregt wegen des Auftritts nach den Tagen in Isolation. Wir verabreden uns zum Abendessen und ich gehe eine große Runde im stürmischen Wetter und bei Sonnenschein spazieren, es ist herrlich, sich zersausen zu lassen und das Sonnenlicht im Gesicht zu spüren.
Berlin – Theater Thikwa
8.2.
Ich bin aufgeregt, weil ich heute das erste Mal sozialen Winterschlaf machen werde. Ich gehe gleich ins Theater Thikwa und werde mit Rudina, die ich aus einigen Theaterproduktionen dort als Performerin kenne, nach der Mittagspause im Studio winterschlafen. Wir hatten uns schon im November bei den Proben darüber unterhalten wie müde uns der Winter und seine Dunkelheit macht und Rudina saß oft in den Pausen an der Heizung, um sich aufzuwärmen.
Auf dem Weg ins Studio erzähle ich Rudina, dass die Kostüme, die wir gleich anziehen aus dem Film “Sleeping Duties“ von Vanessa Stern stammen, mit der wir schon gemeinsam gearbeitet haben. Dass die winterschlafenden Tiere in dem Film aber nie zur Ruhe kamen, weil sie in einem Zug erst in den Winterschlaf fahren mussten und dass ich es schön finde, wenn die Tiere jetzt mal wirklich schlafen können. Rudina erzählt mir von ihrem Kater, der so unendlich viel schlafen kann, worum sie ihn sehr beneidet. Wenn sie ein Tier sein könnte, was sie sich manchmal wünscht, dann wäre sie gerne eine Katze. Einfach nur schlafen, was für ein Traum. Im Wald wäre Rudina gerne ein Igel - aber langweilen sich Tiere wenn sie Winterschlaf machen?
Rudina zieht das Siebenschläferkostüm an und ich den Igel, wir legen uns auf einen riesigen Sitzsack, den wir uns an die Heizung gelegt haben und fangen an zu schlafen, was zu zweit extrem gemütlich ist. Als wir den Winterschlaf beenden sagt Rudina, dass sie sich wie auf einer Insel fühlt.
Dann bringt Rudina das Thema auf die AfD - warum will die Leute wie sie aus dem Land jagen, woher dieser Hass auf andere, wo doch Rudina hier geboren und aufgewachsen ist und hier genauso dazugehört wie alle anderen!
9.2.
Heute bin ich mit Jasmin zum Winterschlafen verabredet. Ihr geht es nicht besonders gut, sie hat einen starken Husten und Kopfschmerzen – genau das Richige um auf der faulen Haut zu liegen, sage ich und wir machen uns auf den Weg zum Studio. Sie erzählt mir von Bobo dem Siebenschläfer und ich zeige ihr Gebüsche und Hecken an der großen Strasse wo sich vielleicht Igel zum Winterschlaf verkrochen haben.
Jasmin will unbedingt auf dem schwarzen Sofa schlafen, das ich im Studio so gedreht habe, dass man raus in den Himmel und die Bäume gucken kann.
Bevor wir loslegen fragt Jasmin warum die Thikwaleitung erlaubt hat, dass wir hier einfach so im dicken Fell auf der faulen Haut liegen und wir sprechen darüber, dass wir uns ja Gedanken über Winterschlaf machen und ausprobieren wollen, wie sich so ein dickes Fell anfühlt. Jasmin entscheidet sich für den Igel und macht zarte Kratzbewegungen mit den Krallen an ihrem Sofa-Nest bevor sie sehr schön schläft und es in ihrem kränkelnden Zustand genießt mit einem Tee auf dem Sofa zu liegen und einfach mal nichts zu tun.
Am nächsten Morgen ruft Jasmin mich per VideoCall an, um mir zu zeigen wie der Ausblick aus ihrem Zimmer aussieht und mir zu sagen, dass es schön war zusammen zu arbeiten.
12.2.
Heute bin ich mit Hannah verabredet. Bevor es losgeht bereite ich im Probenraum ein paar Kissen und Yogamatten vor. Ein paar Mitarbeiterinnen vom Thikwa haben Fotos vom Winterschlaf mit Rudina und Jasmin gesehen und sagen, sie möchten das auch machen, aber als ich ihnen später anbiete morgen vorbei zu kommen, haben alle Termine und müssen arbeiten.
Hannah hatte mir für den Winterschlaf schon zugesagt bevor ich ihr erklären konnte worum es geht, sie ist immer super energetisch und enthusiastisch.
Erstmal sprechen wir über die Bedeutung von „Dickes Fell und faule Haut“. Im gemeinsamen Gespräch stellen wir fest, dass Hannah im letzten Jahr viel daran gearbeitet hat sich ein dickeres Fell zuzulegen und zu kommunizieren, wenn es ihr Mal zu viel wird. Für das Thikwazin zum Thema Schlaf hat Hannah einen tollen Text über Schlaflosigkeit geschrieben, der mit einer Zeichnung von ganz vielen offenen Augen verbunden war.
Wir machen es uns auf den Yogamatten bequem und liegen ganz ruhig da. Was das für eine besondere Situation ist: einfach mit jemandem, den man nicht besonders gut kennt in einem Raum zu sein und nichts zu tun und dabei auch nicht zu reden.
Aber auch Hannah schläft – wie Rudina und Jasmin – tatsächlich kurz ein und wacht dann auf, als ich nach der Filmaufnahme gucke. Beim Ansehen der Videos die entstanden sind bemerken wir wie ruhig Hannah im Vergleich zu den anderen atmet und schläft.
Es ist beeindruckend wie unterschiedlich jede diese ganz einfache Aufgabe des Schlafens ausgeführt hat, das sieht man auch in den Videos wo ja jetzt immer zwei Felle in ungleichem Takt atmen, man aber das Gefühl hat dass sich Anzeichen von Unruhe schnell auch auf die andere übertragen.
Mit dem Winterschlaf im Thikwa macht sich die Frage wann wir eigentlich arbeiten nochmal ganz anders auf und es ist schön zu merken welche Freiheit die Kunst für uns bereithält.
Hibernation – an artistic research project by Jelka Plate
Dormouse, hamster, marmot and hedgehog costumes from previous theatre productions hang in my wardrobe. All of them hibernating animals with thick fur. Although humans lost hibernating habits in the course of their development, they could come in handy in the extreme weather conditions brought about by climate change. After all, hibernation and thick fur reduces our energy consumption enormously. We could scrap the cumbersome procedure of having to build a dwelling before we can lay down to sleep. It does not make sense to work just as hard during the dark, cold winter months, with the lights on all the time, pigging out to make up for the increased energy requirements in cold weather.
How envious I always was of a friend's turtle, who would retreat into a cosy corn slipper in the pantry at the onset of cold winter nights, not to reemerge until spring.
In Hibernation I would like to practise radical passivity (Kathrin Busch) and find out what it feels like having thick fur. Will outside expectations placed on me simply bounce off or gently sink into my fur and not affect me? Will I freeze less with warm fur and thus get through the winter more relaxed? I will document my self-experiments in various habitats with video, e.g. slumbering in my pantry, so that I can share images of my adapted existence with a future audience.
Adaptation gets a bad rap in the art world, as being an artist is primarily about standing out, creating worlds and being special. Wouldn’t it be more future-oriented and appropriate to address the conditions under which we can continue existing - in terms of the habitability of our planet (Bruno Latour) - and to adapt to them? Therein lies the hope of a great respite, as “an adaptive society promises to mitigate late modern demands for self-actualization. It allows the subject to come to terms with seemingly insurmountable conditions, refusing the modern illusion of heroic world design.” (in: Philipp Staab. Anpassung - Leitmotiv der nächsten Gesellschaft)
Jelka Plate
Winter 2023/24
Übersetzung/ Translation:
Karen Michelsen Castañón